Die Hochzeit steht bevor

Ein Artikel von Ramón Lang, veröffentlicht am 20. Oktober 2019.
Die Lesedauer beträgt ungefähr 10 Minuten.

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Ich bin Schweizer und wohne in Bayern.
Ein Schweizer Franken eben. Viele Texte habe ich nach schweizerischer Schreibweise ohne Scharf-S (ß) verfasst. Dieser Artikel könnte davon betroffen sein.

Nach erholsamen Ferien in Lauf bei Nürnberg und bei mir Zuhause in Münchwilen sind wir erfolgreich in das neue Schuljahr gestartet. Der letzte Beitrag endete während unserer Sommer-Arbeitszeit. In der Zwischenzeit von Ende Juli bis heute ist wieder einiges geschehen.

Noch in den Ferien, als wir in den zwei letzten Ferienwochen in der Schweiz waren, habe ich Ramona um ihre Hand angehalten. Zu diesem Zweck führen wir ins Emmental in die Berge. Zwar hat das Wetter in diesen Wochen nur zögerlich mitgespielt, aber an diesem Tag, oder in diesem Moment, war es so, wie wir es haben wollten.

Ramona und ich haben uns im Jahr 2017 im Konfestival (Konfirmandenlager/- Freizeit) kennengelernt. Da wir in diesen zwei Wochen rausgefunden haben, dass wir uns gerne wieder sehen würden, fuhren wir ein oder zwei Tage nach dem Konfestival ins Emmental. An denselben Ort, wie wir nun in den vergangenen Ferien waren.

Unser Kurs-Bruder Tobi und seine Frau Mareike haben für uns unsere Verlobungsringe hergestellt. Sie wurden aus Holz gemacht und waren sehr schön. Doch leider sind sie nach zwei Monaten zerbrochen, weshalb wir nun die letzten Monate bis zur Trauung ohne Ringe leben. Doch für uns war es das wert, besondere Ringe mit einem besonderen Bezug zu bekommen.

Nun werden wir am 28. Februar 2020 heiraten. Die standesamtliche Hochzeit wird in Wuppertal stattfinden, zu der nur die engsten Verwandten und Freunde eingeladen werden. Im Anschluss daran werden auch das Bergfest feiern dürfen, das der zweite Kurs jeweils in der Hälfte seiner Ausbildungszeit ausrichtet. Kirchlich werden wir dann heiraten, wenn wir im Dienst sind. Also in den Jahren 2021 oder 2022. Einerseits war das finanziell unmöglich anders zu handhaben, doch auch die Ausbildung an sich liesse keine Zeit und Kapazität, um eine Hochzeit zu organisieren, die uns glücklich machen würde. Diejenigen, die uns dabei unterstützen würden, sitzen ja alle im selben Boot. Doch mit dieser Lösung sind wir nun auch ziemlich glücklich. Nach Ostern können wir dann aus unseren Einzelzimmern ausziehen und in einer der Wohnungen auf dem Gelände wohnen.

Puschendorf

Bevor nun das neue Schuljahr definitiv beginnt, sind wir als nun zweiter Kurs noch in Puschendorf. Das liegt in der Nähe von Nürnberg. Der Kurs widmete sich zusammen mit unserer Dozentin Walter-Krick unserer Biografie. Während einer Woche konnten wir uns austauschen über unsere Vergangenheit und hatten viel Zeit für uns selbst. Das klingt erst einmal nicht besonders spektakulär, doch es war eine Zeit, die mir neue Kraft gegeben hat und die ich eigentlich regelmässiger bräuchte, als nur einmal im Jahr. Die Woche sollte helfen, im Kurs näher zusammenzuwachsen und uns auch über unsere Identität näher klar zu werden – auch was geistliche Identität betrifft.

Während es für mich angenehm und erbauend war, war es anderen dann aber auch schon etwas zu viel Zeit mit sich selbst. Es war eben ein grosser Kontrast zum restlichen Alltag des Johanneums und wahrscheinlich auch zu den Ferien.

Schulstart

In den neuen Fächern finde ich mich aktuell gut zurecht. Ich verliere den Faden wesentlich weniger als früher und verstehe Zusammenhänge besser. Zwar ist es weiterhin sehr viel Arbeit, doch immerhin kann ich weitgehend erledigen, was zu erledigen ist. Das macht es mir auch einfacher meine Priorität für Gemeinschaft und Beziehung höher zu stellen. Doch noch ist es nicht Neujahr. Die ersten Prüfungen werden noch folgen, und wie ich diese meistere, kann ich nicht abschätzen.

Mit uns hat auch ein neuer erster Kurs im Johanneum begonnen. In den vergangenen Wochen habe ich 18 neue Schüler kennengelernt. Das ist im Gegensatz zu meinem Kurs gleich das Doppelte.

Besuchsfahrt

Von Anfang bis Mitte Oktober war nun auch wieder Besuchsfahrt; Die Schüler bereiten Gottesdienste,  Bibelstunden, Gesprächskreise und Jungscharstunden vor und besuchen alle Menschen zuhause, die das Johanneum unterstützen. Da wir vom zweiten Kurs sehr wenig sind, waren dieses Jahr einige von uns alleine unterwegs. Auch ich war dieses Jahr alleine in Nümbrecht und Umgebung unterwegs. Für mich war das allerdings kein grösserer Aufwand als letztes Jahr, da ich mich entsprechend organisiert habe. Für Ramona hingegen war es wesentlich mehr Aufwand, da sie das dreifache an Diensten und ein wesentlich grösseres Gebiet hatte. Unabhängig von den anderen waren diese zweieinhalb Wochen gut zu meistern und eine angenehme Abwechslung. Doch ich hatte natürlich auch ein ungutes Gefühl denen gegenüber, die im ersten Kurs sind und das zum ersten Mal machen; ich erinnere mich noch gut an meine ersten Tage auf Besuchsfahrt vor einem Jahr. Nümbrecht ist in drei Bezirke aufgeteilt, von denen ich für einen zuständig bin. In den anderen zwei Bezirken waren Lydia und Yousef, die auch im letzten Jahr schon dabei waren, und Julia und Lea aus dem ersten Kurs. Wir waren ein sehr gutes Team, über das ich mich sehr freue. Da wir von den Menschen oft zum Essen eingeladen werden, haben wir uns fast täglich getroffen und das hat sehr grossen Spass gemacht. Die Aufgaben haben sie auch sehr gut gemeistert, aber dennoch wird man in das kalte Wasser geworfen. Zwar habe ich versucht, dem entgegenzuwirken, doch ich komme da auch an meine Grenzen.

In Harscheid habe ich meine erste Predigt gehalten. Harscheid ist eine Gemeinde, die zu Nümbrecht gehört. Die Predigt war nun zum Schluss doch noch gut geworden. Aber dafür, dass wir sie ein drittel Jahr lang vorbereitet hatten, hätte ich mir sehr viel mehr erhofft. Es ist zwar gut, dass ich die Bibel auch auf einer „wissenschaftlichen“ Ebene untersuchen kann, doch ohne Heiligen Geist muss man nicht predigen und der hatte in all der Zeit sehr wenig Platz. Damit die Predigt nun gut geworden ist, musste ich einige Tage Abstand gewinnen von Wuppertal. Ja, es ist schade, dass selbst in allen guten Momenten meiner Ausbildung dennoch immer ein negativer Aspekt dabei ist. Es muss mich ja nicht immer direkt betreffen; es ist fast genauso beeinträchtigend, wenn es andere Menschen betrifft. Auch verstehe ich manche Menschen nicht, die wir besuchen, oder für die wir Dienste übernehmen. Generell sind die Menschen überwiegend der Meinung, dass wir ja dankbar sein können, dass wir dieses Lernfeld zur Verfügung gestellt bekommen und wir auch noch Spenden für das Johanneum erhalten. Und das stimmt natürlich auch, jedoch sollte man immer auch berücksichtigen, dass wir uns die Besuchsfahrt und die Gemeinden nicht aussuchen können und auch, dass wir uns Mühe geben, in dem, was wir tun. Teilweise bin ich erschüttert über die Ansprüche, die an uns gestellt werden. Und das sind eben Themen, mit denen jeder einzelne alleine zurecht kommen muss. Gerade im ersten Jahr ist es daher oft nicht so einfach, sich rechtfertigen zu können. Eine grosse Herausforderung sind auch die technischen Gegebenheiten in und um Nümbrecht. Grundsätzlich ist der oberbergische Kreis gut mit Mobilfunknetz versorgt. Doch in Nümbrecht herrscht seit Jahren kaum Empfang. Eine Kommunikation unter uns ist unmöglich. Auch Terminvereinbarungen innerhalb der Gemeinde müssen teilweise um Tage verschoben werden, da wir einfach nicht die Möglichkeit haben, zu telefonieren. Zwar gibt es noch Festnetztelefonie, doch sind wir ja teilweise bis 21:00 Uhr oder später unterwegs, und dann möchte man auch niemanden mehr stören.

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Unter dem Strich war es aber nun eine sehr positive Erfahrung. Ich war mit meinen Aufgaben einige Tage früher fertig, und so konnte ich es noch rund drei Tage ruhig angehen lassen. Für das nächste Jahr bin ich schon an der Programmierung einer geeigneten Software, die wir dann benutzen können. Für die organisatorischen Ansprüche, die die Besuchsfahrt stellt, gibt es auf dem Markt keinerlei Angebote. Schliesslich ist dieses Unterfangen ja auch einzigartig. Im nächsten Jahr wird Lydia nicht mehr dabei sein, dafür werde ich einen Sammelpartner bekommen. Und ich hoffe sehr, dass auch nach diesem Wechsel die nächste Besuchsfahrt genauso gut wird, wie diese. Im Laufe des Jahres werde ich auch versuchen, eine neue Bibelarbeit zu schreiben. Zwar hatten wir im ersten Jahr im Unterricht eine Bibelarbeit vorbereiten können, doch auf die Menschen in unseren Besuchsgebieten ist sie leider nicht abgestimmt. Da Bibelstunden im Unterricht nicht mehr vorgesehen sind, muss ich dieses Jahr nun nutzen, um etwas gutes und neues erfinden zu können. So, wie ich Bibelstunden von anderen Menschen wahrnehme und kennengelernt habe, ist in diesem Bereich tatsächlich Pionierarbeit möglich und auch nötig.

Mit dem heutigen Tag ist die Besuchsfahrt vorbei. Nach einem halben Arbeitstag wird nun eine Woche Ferien anstehen. Ich bin sehr gespannt, was danach passieren wird. Wenn ich schulisch so gut dabei bleibe, wie zur Zeit, dann freue ich mich auf die kommende Zeit.