Wenn man DVD’s kopieren möchte, stösst man fast unweigerlich auf die Situation, einen Kopierschutz umgehen zu müssen. Früher haben die Produzenten mit einem Intro-Film versucht, den Raubkopierern ein schlechtes Gewissen zu machen, denn das Umgehen des Kopierschutzes soll illegal sein. Ist das so? Das wollte ich nun definitiv klären. Manche DVD’s präsentieren in einem Intro auch direkt die strafrechtlichen Konsequenzen, beziehen sich aber immer auf die Raubkopie und nicht auf die private Sicherungskopie. Allerdings wusste ich auch nicht, ob darin überhaupt ein Unterschied besteht, oder nicht.
Jedenfalls war es für mein Mediacenter unumgänglich, meine DVD’s in eine normale Datei zu konvertieren – also zu kopieren. Dazu musste ich von der einen oder anderen DVD auch einen Kopierschutz umgehen. Ungeachtet meiner Mediacenter-Idee ist es auch einfach weniger umständlich, wenn ich DVD-Inhalte als Dateien auf dem Laptop verfügbar machen kann. Schliesslich haben neuere Laptop-Modelle keine DVD-Laufwerke mehr; das Medium ist (wenn auch langsam) auf dem absteigenden Ast. Ausserdem können DVD’s auch kaputt gehen. Alles in allem würde ich es nicht einsehen, wenn tatsächlich ein Verbot existiert und ggf. geahndet würde, nur weil andere Menschen auf die Weiterverbreitung aus sind.
Das Gesetz
Es soll in Deutschland wohl legal sein, DVD’s für den privaten Gebrauch zu kopieren. Das soll gar Kopien mit einschliessen, die an die Familie oder sehr enge Freunde weitergegeben werden.
Zulässig sind einzelne Vervielfältigungen eines Werkes durch eine natürliche Person zum privaten Gebrauch auf beliebigen Trägern (…)
Zulässig ist, einzelne Vervielfältigungsstücke eines Werkes herzustellen zur Aufnahme in ein eigenes Archiv [oder] zum sonstigen eigenen Gebrauch (…)Dies gilt nur, wenn zusätzlich die Vervielfältigung auf Papier oder einem ähnlichen Träger mittels beliebiger photomechanischer Verfahren oder anderer Verfahren mit ähnlicher Wirkung vorgenommen wird oder eine ausschließlich analoge Nutzung stattfindet.
Deutsches Urheberrechtsgesetz § 53
Aber: Das gilt nur, wenn man keinen Kopierschutz umgeht. Am Ende also ein völlig sinnlose Rechtslage, da die meisten Medien mit einem Kopierschutz versehen sind. Der Kopierschutz findet laut § 95 zumindest dann Anwendung, wenn der Urheber unmissverständlich auf der Verpackung auf den Schutz hinweist. Das analoge aufzeichnen – also beispielsweise mit einer klassischen VHS-Kassette ist legal. Oder auch das Aufzeichnen eines kopiergeschützten Films auf dem Bildschirm mit geeigneter Software. Interessant, denn am Ende lässt sich anhand einer fertigen Datei nicht mehr feststellen, ob ein Film durch diese Aufzeichnungsmethode, oder durch ein Kopieren erstellt wurde.
Das reicht mir eigentlich schon, doch dann habe ich doch noch gelesen, dass das Kopieren für die private Sicherungskopie erlaubt sein soll – Trotz Kopierschutz. Wirklich?
Das Gesetz scheint hier kein Recht zu erteilen. Eher ist es ein Ausschluss der Strafe für die private Nutzung. Das heisst, das Umgehen des Kopierschutzes ist verboten, bestraft wird man aber nicht, wenn:
die Tat nicht ausschließlich zum eigenen privaten Gebrauch des Täters oder mit dem Täter persönlich verbundener Personen erfolgt oder sich auf einen derartigen Gebrauch bezieht, mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.
Deutsches Urheberrechtsgesetz § 108b
Das scheint zwar also nun endgültig eindeutig zu sein, doch ich verstehe, warum man hier weitgehend von einer Grauzone spricht.
Die Rechtslage in der Schweiz
In der Schweiz ist es genau dasselbe: Das Kopieren ist grundsätzlich erlaubt und bei vorhandenem Kopierschutz grundsätzlich verboten. Mit der Ausnahme, dass der Privatgebrauch nicht bestraft werden kann.
Interessant war auch zu lesen, dass Urheber eine Entschädigung erhalten – in Deutschland sowie in der Schweiz. Das heisst, dass jeder Urheber für jede einzelne verkaufte CD oder DVD eine Entschädigung erhält, die dieses legale Kopieren kompensieren soll. Diese Entschädigung ist ziemlich hoch – so kommt durchaus viel Geld zusammen.
Unter dem Strich ist es also nicht notwendig, Angst oder ein schlechtes Gewissen zu haben: Das Kopieren ist legal und nicht straffähig – auch nicht mit Kopierschutz – und zwar in Deutschland wie auch in der Schweiz.
Übrigens ist es ein weit verbreiteter, bzw. veralteter Irrtum, dass der Download von urheberrechtlich geschützten Werken (Filmen, Serien, Musik, etc.) erlaubt sei, nur der Upload dagegen nicht. Denn seit 2008 gilt in Deutschland auch der Download als Verboten.
Zum Ende also doch noch eine gute Nachricht. Dann bleibt nun eigentlich nur noch die Frage:
Wie kopiert man DVD’s?
Es war tatsächlich eine kleine Wissenschaft, das herauszufinden. Man könnte sagen: seriöse Software kopiert keine DVD’s. Wahrscheinlich eben deswegen, weil die Rechtslage nicht immer klar ist und sich manchmal auch verändert. Und für den kaum existenten Kundenstamm mit nicht-geschützten DVD’s lohnt sich eine Entwicklung nicht.
Aber trotzdem findet man einige Programme, mit denen das Kopieren möglich ist. Auch mit Kopierschutz. Geworben wird damit kaum. Wenn, dann auf fragwürdigen Websites und erst nachdem man seine Cookies durch Google und ähnliches bereits mit seine Interesse gefüttert hat.
Nun, es gibt drei populäre Lösungen, die ich hier vorstelle. Zwei davon sind kostenpflichtig, eine kostenlos. Schon vorweg kann ich verraten: Die kostenlose Variante leistet mit Abstand den besten Dienst.
ANYMP4
Vermutlich stösst man als erstes auf ANYMP4. Dieser Hersteller bietet verschiedenste Software an, mit denen man in irgendeiner Weise Videos bearbeiten kann. Das Angebot auf www.anymp4.de ist eher undurchsichtig und für Laien schwer zu handhaben. Was ich brauche ist ein DVD Ripper. Mit dem Wort «Ripper» ist klar, dass es sich um das Kopieren von DVD’s auf den Computer handelt. Auch ANYMP4 bietet einen DVD-Ripper an für ca. € 40,-. Stossend an diesem Angebot ist, dass Blu-rays nicht ebenfalls kopiert werden können; Dafür benötigt man eine weitere, kostenpflichtige Software.
Ich habe diese Software getestet; sie funktioniert weitgehend fehlerfrei und erfüllt ihren Zweck. Um Filme zu kopieren würde sie völlig ausreichen. Bei Serien scheitert der ANYMP4 DVD-Ripper aber leider. Eine DVD beinhaltet in der Regel mehrere Episoden einer Staffel. Dazu kommen noch Extras – beispielsweise nicht verwendete Szenen – und andere Videos, wie etwa die Intros oder ggf. Werbung. Das bedeutet, dass auf einer Staffel-DVD viele verschiedene Clips vorhanden sind, die man der richtigen Episode zuordnen muss. Da die Episoden nicht immer unbedingt der Reihe nach folgen müssen, erfordert es etwas an Arbeit, um herauszufinden welcher Track zu welcher Episode gehört. Hier ist der Knackpunkt an der Software zu finden: Die Nummerierung ist falsch. Es ist daher unmöglich, mit dem DVD-Ripper von ANYMP4 die Episoden richtig zuzuordnen. Damit schliesst sich die Software bereits aus. Aber ich habe noch weitere Nachteile gefunden:
Zwar bietet der DVD-Ripper ein Ausschneide-Werkzeug an, doch nutzt man dieses nicht, sind im Endprodukt teilweise schwarze Ränder zu erkennen. Bei einer Software, die man bezahlen muss, geht das natürlich nicht. Die Videos zuschneiden ist keine gute Lösung, da ich schon den Anspruch habe, dass alle Videos dieselbe Auflösung aufweisen. Ausserdem – und das ist der letzte wesentliche Knackpunkt – kann man Einstellungen zu einem Track der DVD nicht auf weitere Tracks anwenden. Die Arbeit addiert sich also um jede weitere Episode. Voreinstellungen, die man anwenden könnte, gibt es nicht.

Also gut, dann habe ich eine Rückerstattung beantragt, denn so kann ich damit nicht arbeiten. Der vermeintliche Vorteil: ANYMP4 bietet 30 Tage Geld zurück an. Leider ein Irrtum. Die Rückzahlung wurde mir verweigert – wieder und wieder. Da ich mit PayPal bezahlt habe, konnte ich dort eine Fallklärung in Auftrag geben und habe das Geld dadurch zurückerhalten.
If customer purchases wrong product from our website, and then purchases so-called correct product from another company, we won’t perform refund.
If customer purchases the wrong product due to a lack of understanding of the product features, AnyMP4 will not refund.
Irene vom ANYMP4-Support
Diese Antwort des Supports zeigt: Eigentlich gibt es nie Geld zurück. Etwas schwierig ist dann auch die Tatsache, dass der Zahlungsverkehr nicht über ANYMP4 läuft, sondern über «2CHECKOUT», was das Ganze dann noch verzögert.
wonderschare
Nach einigen Wochen habe ich also dann eine andere Software gekauft. Sie ist etwas teurer, sieht dafür aber wesentlich besser und seriöser aus. Von www.wondershare.com hatte auch ausserdem schon früher gehört und dachte daher, es handelt sich um einen seriösen Hersteller. Leider stimmt das vermutlich auch nicht wirklich.
Auch hier ist die Produktübersicht schwierig und nicht für Laien geeignet. Dennoch konnte ich den «UniConverter» finden, der für etwa € 60,- zu haben ist. Hier schwankt der Preis vermutlich stärker. Im App Store von Apple zum Beispiel bezahlt man für dieselbe Software knapp € 75,- und der publizierte Normalpreis wäre knapp € 66,-. Unseriöse Angebote haben oft gemeinsam, dass sie Aktionen suggerieren, die auf einen Feiertag oder eine Saison zurückzuführen sind und bald enden. In Wahrheit handelt es sich aber um eine Täuschung, da auf eine Aktion direkt die nächste folgt. Eile ist daher nicht angebracht.
Nun gut, ich habe trotz des Misstrauens den UniConverter gekauft.

Der UniConverter speichert die Medien ohne schwarze Ränder, sodass ein Ausschneiden nicht nötig ist. Dennoch wären die Tools vorhanden. Generell ist der UniConverter etwas umfangreicher im Funktionsumfang als der DVD-Ripper von ANYMP4. Aber die Grundprobleme bleiben dieselben: Die Nummerierung der Tracks ist ebenfalls nicht korrekt und das Anwenden der Einstellungen auf mehrere Tracks ist auch nicht möglich.
Das endgültige Kriterium, die Software wieder zu deinstallieren war dann Probleme mit dem Untertitel. Es war nicht bei allen Untertiteln möglich, Einstellungen vorzunehmen, da der UniConverter immer wieder abstürzte.
Die Rückerstattung war hier jedoch weniger ein Problem. Natürlich versuchte man mich zu überzeugen, meine Entscheidung noch zu ändern, aber ich habe meine Schwierigkeiten mit der Software und auch die Probleme mit ANYMP4 gut artikuliert und vermute, dass das berücksichtigt wurde. Da ich nun zweimal eine Software getestet habe, die Geld kostet, war ich doch sehr überrascht und etwas entrüstet, dass die Freeware nicht nur besser ist, sondern sogar die einzige Alternative.
The one and only: HandBrake
Es war etwas schwierig, mich mit den Funktionen der Software auseinanderzusetzen, aber es gelang mir dann noch und heute würde ich nicht mehr wechseln wollen – ausser kostenpflichtige Software wird eines Tages das können, was HandBrake kann.
An sich kann HandBrake keine kopiergeschützten DVD’s kopieren. Dazu wird ein Addon namens «libdvdcss» benötigt, das von VideoLAN angeboten wird. Wie man es genau installiert muss man im Internet recherchieren. Dadurch ist diese Lösung nicht unbedingt für nicht-versierte Computer-Nutzer geeignet.
Die Vorteile sind aber überragend: Keine Fehler in den Endmedien, keine Abstürze und Einstellungen lassen sich speichern, sodass ich sie gleich für mehrere Staffeln einer Serie anwenden kann.
Eine allumfassende «Mega-Lösung» gibt es aber leider nicht. Trotz HandBrake muss ich noch die Tracks den jeweils richtigen Episoden zuordnen. Aber immerhin stimmt die Track-Nummerierung.

Fazit
Wer Serien kopieren will kommt um HandBrake fast nicht herum, da die anderen Anbieter einem das Leben schwer machen – besonders, wenn man ein gutes Resultat wünscht. Ohne grosse Ansprüche reicht eine der kostenpflichtigen Angebote aus und für Filme sowieso. Ob die Absturzprobleme des UniConverters auch auf Filme zutreffen, weiss ich aber leider nicht.