Mission «Schwitzen & Aluminium»

Ein Artikel von Ramón Lang, veröffentlicht am 24. Januar 2021.
Die Lesedauer beträgt ungefähr 8 Minuten.

Dieser Artikel ist bereits über 2 Jahre alt.
Über die Zeit verändern sich Meinungen. Die Technik, Produkte, Dienstleistungen, etc. entwickeln sich weiter. Bitte berücksichtige dies beim Lesen dieses Artikels.

Ich bin Schweizer und wohne in Bayern.
Ein Schweizer Franken eben. Viele Texte habe ich nach schweizerischer Schreibweise ohne Scharf-S (ß) verfasst. Dieser Artikel könnte davon betroffen sein.

So mancher rollt schon alleine beim Lesen des Titels die Augen – schon klar. Es geht heute aber nicht darum, ob Aluminium nun schädlich ist, oder nicht. Dazu habe ich bereit eine umfassende Recherche betrieben, die auf meinem Blog mit den Suchbegriffen «Umwelt» oder «Aluminium» schnell zu finden ist.

In den vergangenen Wochen sind neue Langzeit-Studien zu dieser Thematik veröffentlich worden, weshalb die Bundesrepublik die Warnung für Antitranspirante, bzw. Deos mit Aluminium entschärft hat. Daraufhin habe ich auf Deos mit Aluminium verzichtet. Seither habe ich einiges über Deos und meinen Körper hausgefunden. Nun muss ich gegebenenfalls wieder in den Zug Richtung «Aluminium» umsteigen, da ich immer wieder stark schwitze. Nicht nur bei körperlicher Anstrengung – das wär ja dann kein Wunder, sondern normal. Sondern auch bei kognitiver Anstrengung, bzw. auch einfach nur dann, wenn ich mich auf eine Sache konzentriere. Ein Spaziergang ist für mich schwierig, da es ohne Schwitzen nicht geht. Aus diesem Grund gehe ich am liebsten nur zwischen 5° und 15° nach draussen, wenn es so kalt ist, dass ich nur mässig oder kaum schwitze.

Es gibt aber trotz allem verschiedene Lösungsansätze, von denen ich hier erzählen möchte, denn mit der zunehmenden Hitze über die vergangenen und kommenden Jahre ist das kein Thema, was ich weiter vertagen kann.

Ein Ansatz, um das Schwitzen zu verhindern, könnte eine Psychotherapie sein. Diverse psychologische Leiden können das Schwitzen sehr begünstigen. Aber ähnlich wie bei Schlafstörungen oder Müdigkeit und einiges andere ist es manchmal schwierig und vor allem zeitintensiv, eine solche Ursache zu ermitteln. Wer sich psychisch nicht wohl fühlt, dem sei eine entsprechende Abklärung geraten, um das psychische Leiden zu stoppen und im zweiten Schritt dann zu prüfen, ob das Schwitzen damit einen Zusammenhang hatte. Aber eben; das kann abgesehen von einer Diagnose auch Monate oder Jahre dauern, bis dann Heilung eintritt und sich das auf das Schwitzen auch auswirken kann.

Heute suche ich aber nach einer schnellen Lösung, denn das Problem hat mich nun schon etwa zwei Jahre im Griff.

Lösung 1: Antihydral

Von einer Apotheke wurde mir Antihydral empfohlen. Laut Packungsbeilage eignet sich die Salbe für «starke Schweissabsonderung» für – in meinem Fall – Achselschweiss.

Laut Hersteller handelt es sich hierbei nicht um ein Produkt, das, wie etwa ein Antitranspirant, sofort wirken sollte. Eine Anwendung von mindestens drei bis vier Wochen ist erforderlich, bis dann schliesslich das Schwitzen von sich aus reduziert wird. Erst, wenn das Schwitzen wieder stärker wird, soll die Salbe angewandt werden. In meinem Fall war die Salbe leider erfolgslos. Laut Bewertungen im Internet scheint die überwiegende Kundschaft zufrieden zu sein, weshalb sich der Versuch eventuell lohnt.

Ich jedoch musste den Versuch schon nach fünf Tagen abbrechen, da sie Salbe nicht nur abgefärbt hat, sondern sich vollständig auf das T-Shirt übertrug. Das sah dann auch von aussen inakzeptabel aus.

Bitte setzen Sie Antihydral ab, und fragen Sie Ihren Dermatologen.

Robugen GmbH, Dr. Mauz

Das soweit die pragmatische Hilfe des Herstellers. Dass man «starke Schweissabsonderung» auch nochmal kategorisieren kann, wusste ich nicht.

Lösung 2: Antitranspirant

Nachdem nun also die Salbe keine gute Lösung war, musste ich es also doch noch mit einem Antitranspirant versuchen (ps.: siehe Box).

Also war Aluminium nun unumgänglich. Aus diesem Grund wollte ich nun aber mindestens wissen, wie hoch meine Aluminiumbelastung denn eigentlich ist. Durch einen Schwermetall-Test kann man das, zum Beispiel beim Hausarzt testen lassen. Da Ärzte aber oft gerade in solchen Bereichen zu wenig Kompetenz mitbringen oder teilweise auf Standpunkte aus den 90ern verharren, verzichtete ich auf einen Arzt.

Doch eines nach dem anderen: Vor dem Test habe ich ein Antitranspirant einige Wochen angewandt. Denn ein Test stellt nicht die tatsächliche Aluminium-Menge im Körper fest, sondern die aktuelle Belastung der vergangenen Tage. Denn wenn Aluminium in den Körper eindringt, verlassen ca. 99% davon den Körper wieder durch den Urin. Was im tatsächlich Körper verbleibt kann nicht festgestellt werden – auch nicht durch einen Bluttest.

Also muss ich folglich erst einmal Deo anwenden, um festzustellen, ob der TWI des Bundes überschritten wird.

Der TWI beschreibt, dass ein Mensch innerhalb einer Woche nicht mehr als 1mg pro 1kg Körpergewicht aufnehmen dürfte.

myhobby.ch, aus «Industrie, Umwelt, Gesundheit: Aluminium»

Also habe ich nun Antitranspirante angewandt und sogleich getestet.

Ich habe mich beim Kauf eines Antitranspirants auf die Testergebnisse von Stiftung Warentest gestützt. Besonders interessant war, das gerade alle günstigsten Antitranspirantegute Ergebnisse erzielten, bzw. gar Testsieger waren.

Auch Rexona soll unter den besseren sein, beinhaltet aber kritische Stoffe, die die Gesundheit möglicherweise gefährden können und von denen nicht sicher ist, in welcher Menge sie in Kosmetika ungefährlich sind. «Lilial» (bzw. Butylphenyl Methylpropional) beispielsweise:

Bislang ist nicht abschließend geklärt, ob Lilial beim Menschen das Erbgut verändern oder die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen kann. Damit bleibt ungewiss, ob und in welchen Konzentrationen Lilial in Kosmetika sicher verwendbar ist. 

Stiftung Warentest, test 6/2019

Auch gibt es eine aluminiumfreie Alternative: Natron. Recherchen im Internet zeigten bisher keine Hinweise darauf, dass Natron-Deos ähnlich schützen wie richtige Antitranspirante. Stiftung Warentest bestätigte letztlich diese Vermutung. Natron-Deos hemmen zwar den Schweiss, ist aber nur für normale Schweissbildung geeignet und stoppt ihn nicht ganz.

Nun gut; Antitranspirante mit der Auszeichnung «Sehr gut» gibt es keine. Blickt man aber unter die Gesamtnote findet man einige mit der «Schweissminderung Sehr gut». Zu meiner Enttäuschung aber gab es keine Produkte in Glasbehältnis (jedenfalls nicht in entsprechender Bewertung). Übrigens gibt es für die Schweiz keine Testergebnisse. Der Kassensturz beruft sich auf den Stiftung Warentest aus Deutschland und ein ähnlicher Test aus der Schweiz ist heute bereits etwa sechs Jahre alt und damit wohl nicht mehr repräsentativ. Der Test der Stiftung Warentest liegt mir vor und kann ich gerne an Freunde weitergeben. Stiftung Warentest verlangt für einen Test einen Euro.

Antitranspirant &Deodorant

Ein Deodorant soll gegen Körpergeruch wirken – nicht gegen das Schwitzen. Das Wort stammt aus dem Lateinischen und meint, den Geruch wegzunehmen.

Antitranspirante dagegen wirken gegen Schweiss und können auch geruchsneutral sein. Es stammt aus dem Französischen und Mittellateinischen und meint «gegen das Hindurchkommen» des Schweisses.

Auf Antitranspiranten findet man daher selten den Hinweis, dass kein Aluminium enthalten ist, da das Schweisshemmen bisher nicht anders möglich ist.

Dass auf Deodorants immer der Hinweis prangt, kein Aluminium zu verwenden, ist reines Marketing und ebenso sinnvoll wie einen Apfel «ohne Benzin» anzupreisen.

Der Aluminium-Test

Ich habe mich testen lassen bei Cerascreen. Das ist ein Labor in Deutschland, das für Privatpersonen Blut- und andere Tests durchführt. Unter anderem der Schwermetall-Test für € 67,30, der neben Aluminium auch Blei, Kupfer und andere Metalle testet.

Nach etwa einem Monat der Anwendung eines Antitranspirants lag der Aluminiumgehalt bei 3,00µg/g, was gemäss Cerascreen ein sehr geringer Wert darstellt.

Der Test ist vermutlich zu empfehlen, da die Ergebnisberichte auch beschreiben, wie zu hohe oder zu geringe Gehalte korrigiert werden können.

«Vermutlich» deswegen, weil ich als Laie natürlich nicht einschätzen kann, ob die Werte verlässlich sind. Im Falle von Aluminium – ein ohnehin umstrittener Wert – wird es laut Cerascreen ab 60µg/g kritisch.

Bei diesem Wert ist ausserdem zu beachten, dass der Gehalt im Urin nur eine Momentaufnahme ist, die nicht widerspiegelt, wie hoch der Gehalt im Rest des Körpers ist, wo sich Aluminium ansammeln kann. Das Ergebnis ist also mit Vorsicht zu geniessen.

«Antitranspirantien»

Der korrekte Plural von «Antitranspirant» ist nicht, wie praktisch überall zu lesen ist, «Antitranspirantien», sondern entweder «Antitranspirante» oder «Antitranspirants».