Eineinhalb Jahre sind vergangen. Die eineinhalb schwersten Jahre meines Lebens. Ich habe sie in Wuppertal verbracht und bin mit Ramona nach Lauf an der Pegnitz gezogen, noch kurz bevor die Corona-Pandemie bei uns richtig begonnen hatte. Der Umzug und Abbruch waren vermutlich die beste Entscheidung der vergangenen zwei Jahre, doch eine Entscheidung wird meine nächsten Jahre ebenfalls beeinflussen – ich hoffe positiv.
Nachdem die Entscheidung gefallen war, mit dem Johanneum nun endlich aufzuhören, ging es mir teilweise besser. Der ganze Stress entzerrte sich ein wenig und viel Druck fiel ab. Dennoch hielt sich gleichzeitig alles ein wenig in Grenzen, da wir noch gut einen Monat vor uns hatten. Auch die Strukturen veränderten sich natürlich nicht, weshalb mein Alltag sich erst einmal nicht besonders veränderte. Ich hatte deutlich zum Ausdruck gebracht, dass ich die bevorstehenden Prüfungen aber nicht mehr machen, sondern nur noch ungeprüft am Unterricht teilnehmen möchte. So war es dann auch. Ich wurde oft gefragt, ob es mir durch den Entscheid nun besser ginge, oder ob ich mich auf den Schluss freue. Beides war nur verhalten der Fall. Besser ging es mir nicht besonders, da diese Zeit in Wuppertal gesundheitliche Folgen hatte. Ich wusste aber zu jeder Zeit, dass die Entscheidung richtig war und ich sie auch hätte früher treffen sollen. So war es dann auch keine Schwierigkeit für mich, das meiner Familie zu erklären. Etwas schwierig fällt mir der Gedanke, dass wir noch in Wuppertal geheiratet haben, da wir der Familie mit diesen langen Strecken und der ungewohnten Wohnsituation doch viel zugemutet haben und ich ausserdem auch kaum Freunde einladen durfte. Es ist aber keineswegs so, dass ich es bereuen würde. Schliesslich konnten wir nun noch vor der Corona-Krise heiraten und die Situation wäre heute wohl auch nicht einfacher, auch wenn man inzwischen wieder heiraten darf.

Den Umzug haben wir weitgehend selbstständig veranlasst. Wir konnten in eine Wohnung der Familie einziehen, was uns finanziell sehr entgegen kam, denn auch das Geld wurde mit der Zeit in Wuppertal knapp. Für den Umzug haben wir einen Transporter gemietet und konnten all unsere Dinge, inklusive einem Sofa, mit einem Mal von Wuppertal nach Lauf fahren. Beim Beladen war uns Tobi, unser Nachbar behilflich und ansonsten waren wir dann eben einfach weg. Wegen der angebrochenen Corona-Zeit mussten knapp eine Woche zuvor alle nach Hause zu ihren Familien fahren, sofern man das konnte. Die meisten sind dann innerhalb von wenigen Stunden abgereist und dadurch hat kaum ein Abschied stattgefunden. Für mich war das so auch angemessen – ich habe mich von den Menschen verabschiedet, die mir wichtig waren und von den anderen eben nicht.
Nachdem wir dann in Lauf angekommen sind, begann erst einmal eine lange Zeit des Ungewissen. Schon im Februar hatte ich mich bei den VAG beworben, die die Straßen- und U-Bahnen in Nürnberg betreibt. Nachdem ich nun viele Jahre beruflich durchmischt tätig war, wollte ich nun eine Stelle antreten, die ich auch antreten will. Wer mich kennt weiss, dass das Tramfahren schon immer mein berufliches Ziel war.
Da ich aber von der VAG kaum Rückmeldung erhalten habe, habe ich mich – auch noch in Wuppertal – als Triebfahrzeugführer (Lokführer) bei der Deutschen Bank im Fernverkehr beworben. Dort entwickelte sich der Bewerbungsprozess weiter und ich wurde schliesslich für den Regionalverkehr eingestellt. Soweit die Kurzform.
Obschon der Bewerbungsprozess während der Corona-Zeit fortschritt, wusste ich nicht, wie sich alles entwickeln würde. Ramona hatte zwar ziemlich bald eine Zusage für eine Beschäftigung im nahegelegenen Erlangen, doch wann sie diese antreten würde, war nicht klar. In Bayern wurde in dieser Zeit eine Ausgangsbeschränkung verhängt. Das Verlassen der Wohnung war also nur noch mit triftigen Gründen erlaubt. Zu meinem Glück war Bewegung (in meinem Fall das Spazieren) einer dieser Gründe. So war ich viele Wochen zu Fuss in meiner nahen Umgebung unterwegs. Viele Wälder und Wanderwege ermöglichten eine erholsame Zeit, die direkt vor der Haustür beginnen konnte.
Heute sind seit dem Umzug und beginnender Corona-Krise vier Monate vergangen, von denen ich jeden Tag für die Erholung beanspruchen musste. Auch heute ist das noch nicht abgeschlossen und wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
In der Schweiz wurden um Anfang Juni diverse Massnahmen wieder gelockert. Ich habe mich daher entschieden, dort zwei Wochen Ferien zu machen. Die ersten Tage war Ramona noch dabei, danach war ich alleine unterwegs. Die meisten Tage habe ich damit verbracht, die Nordwestschweiz zu bereisen. Getroffen habe ich nur wenig Menschen. Dafür waren es sehr positive Verabredungen. Etwa mit Simon und Jonas, einen Eltern und der Familie und auch mit meinen Freunden aus der Thomaskirche.
Fotos aus der Zeit in der Schweiz:
Zurück in Lauf habe ich mir eine Monatskarte bestellt, mit der ich derzeit immer wieder zwischen Lauf, Nürnberg und dem nahegelegenen Fürth unterwegs bin. In einigen Monaten möchten wir in diese Region umziehen. Besonders aber wollte ich auch herausfinden, ob eine langfristige Anstellung bei der Bahn für mich in Frage kommt, oder ich an der Idee des Tramfahrens festhalten will. So konnte ich mir dann die Straßenbahnen und den Zugverkehr intensiv anschauen. Ich bin zum Schluss gekommen, dass der Tramverkehr in Nürnberg nicht mit dem aus Basel zu vergleichen ist. Diese Erkenntnis war weniger überraschend, da das auch innerhalb der Schweiz so ist. Ich würde nicht in Zürich oder in Genf Tramfahren wollen. So auch nicht in Nürnberg. Im Vergleich zur Nordwestschweiz dagegen ist der Regionalverkehr in der Region Nürnberg wesentlich abwechslungsreicher. Nicht nur was Strecken, sondern auch was die Fahrzeugflotte betrifft. So habe ich mich dann für die Bahn und gegen die Straßenbahn entschieden und freue mich nun, im September die Ausbildung zum Triebfahrzeugführer beginnen zu können.

Mittlerweile arbeitet nun Ramona. Der Start kam sehr überraschend und so nutze ich die viele freie Zeit nun zur weiteren Erholung, die auch wirklich noch nötig habe. Gleichzeitig arbeite ich aber auch gelegentlich an kleineren privaten Projekten. So habe ich etwa die Spielshow 5 gegen 5 soweit weiterentwickelt, dass ich sie demnächst auch an andere Gemeinschaften verkaufen kann (beispielsweise Schulen, Vereine oder ähnliches). Das dauert aber noch eine Weile. Unter dem Namen Top 5 wird das Produkt dann auf www.top-5.net beworben. Die Seite existiert zwar bereits, ist aber noch im Aufbau. Ausserdem habe ich mich vor einigen Wochen mit der Spieleentwicklung auseinandergesetzt und seit einigen Tagen die Programmiersprache „Python“, mit der ich mein Wissen aus der Web-Entwicklung praktisch erweitern kann.