Landwirtschaft

Ein Artikel von Ramón Lang, veröffentlicht am 3. September 2018.
Die Lesedauer beträgt ungefähr 18 Minuten.

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Über die Zeit verändern sich Meinungen. Die Technik, Produkte, Dienstleistungen, etc. entwickeln sich weiter. Bitte berücksichtige dies beim Lesen dieses Artikels.

Ich bin Schweizer und wohne in Bayern.
Ein Schweizer Franken eben. Viele Texte habe ich nach schweizerischer Schreibweise ohne Scharf-S (ß) verfasst. Dieser Artikel könnte davon betroffen sein.

Im allerersten Schritt des kaum endenden Themas der Lebensmittelindustrie beginne ich mit der Frage: Was ist Bio und was bedeuten die verschiedenen Labels in der Schweiz, der EU und dem Rest der Welt? Wer sich Gedanken über die Herkunft oder anderen Merkmalen seiner Lebensmittelprodukte macht, beginnt wahrscheinlich erst einmal bei all den Labels und beim Unterschied von Bio-Produkten.

Geschichte der Landwirtschaft

Die Landwirtschaft hat eine sehr weit zurückreichende Vergangenheit. Ich möchte weniger auf die Ursprungsgeschichte zurückschauen, als viel mehr auf die letzten Jahrhunderte, in denen sich die heutige Form der Landwirtschaft im Wesentlichen gebildet hat. Selbstverständlich ist die gesamte Agrargeschichte relevant und kann nicht ausgeschlossen werden. Der Fokus dieses Beitrags liegt auf dem Bio-Landbau, weshalb besonders die Zeitspanne interessant ist, in der die Industrialisierung mit Kunstdünger und anderem populär wurden.

In Europa reicht die Ackerbaugeschichte über 7700 Jahre zurück. Seit dem frühen Mittelalter wurden viele Wald-, Sumpf- und andere Flächen in Ackerland verwandelt. Bis heute ist es so viel, dass die Waldfläche weltweit um die Hälfte bereits reduziert wurde. Damals jedoch wurde die Dreifelderwirtschaft noch betrieben. Für denselben Ertrag bedeutete das wesentlich mehr Fläche, garantierte jedoch langfristig einen fruchtbaren und gesunden Boden. Zu dieser Zeit erzielten die Bauern ihre Einkünfte aus Ackerbau und konzentrierten sich nur wenig auf die Tierproduktion, da die Getreidepreise zu hoch waren und die Ernährung der Tiere über den Winter nicht gewährleistet werden konnte. Nach 1800 fiel der Getreidepreis um 50% und die Rahmenbedingungen für die Überwinterung der Tiere haben sich geändert, was die Tierproduktion plötzlich sehr lukrativ gemacht hat.

Um 1840 wurde der erste chemische Dünger als Nährstoffersatz entwickelt, der die Landwirtschaft erstmals aber anhaltend revolutionierte und einen konstanten Anbau ermöglichte. Die Landwirtschaft begann, sich in die uns heute bekannte Richtung zu entwickeln. Etwa 50 Jahre später, gegen Ende des 19. Jahrhunderts, konnte der erste synthetische Dünger hergestellt werden, der sehr kostengünstig zu erwerben war. Durch die rasante Steigerung der Erträge mussten traditionelle Betriebe mehr und mehr den Betrieb einstellen, da sie nicht mehr rentabel waren. Zunehmend setzte sich ein Trend durch, der in den USA entstanden ist: der Einsatz von mechanischen Geräten für den Ackerbau. Dieser gesamte Prozess ist auch als landwirtschaftliche Revolution bekannt.

Weiterhin entwickelte sich die Landwirtschaft rasant – Um 1900 machte die Zahl der Bauern bereits 60% der Bevölkerung Deutschlands aus, von denen die meisten aber Felder in der Grösse von 2 bis 20 Hektaren bewirtschaftete. Das erscheint möglicherweise auch schon als viel, ist im Vergleich zu heutigen Massstäben aber sehr wenig. Lediglich 5% der damals von Bauern bewirtschafteten Flächen zählten zu Grossgrundbesitzern.

In Deutschland ging die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe stark zurück. Nur 3% der Bevölkerung leben heute noch von der Landwirtschaft.

In der Schweiz hat die Selbstversorgung erst stark abgenommen. Während des ersten Weltkrieges konnte die Schweiz daher nicht ausreichend mit Lebensmitteln versorgt werden. Im zweiten Weltkrieg jedoch konnte die Selbstversorgung um fast 20% gesteigert werden und führte einige Jahrzehnte später sogar zu einer Überproduktion. Seit 1996 wird die Lebensmittelversorgung in der Schweiz in der Bundesverfassung garantiert.

Vor etwa 80 Jahren entstand in der Schweiz der Bio-Landbau, der die Bauern vor der Industrialisierung retten sollte. Man war überzeugt, dass nur Bio für Unabhängigkeit und Sicherheit sorgt unter den Bauern. Die Schweiz hat weltweit erstmals Richtlinien für die Bio-Landwirtschaft festgelegt. Es entstand die Knospe-Marke, nach deren Richtlinien heute beinahe 6500 Landwirtschafts- und Gartenbaubetriebe arbeiten.

Der Grossverteiler Coop treibt im Jahr 1993 die Vermarktung von Bio-Produkten voran und nimmt Produkte unter der Marke „Naturaplan“ im Sortiment auf. Einerseits verschaffen die Grossverteiler der breiten Bevölkerung dadurch Produkte aus verantwortungsvoller Landwirtschaft, andererseits jedoch wird der Preisdruck und die Massenproduktion vorangetrieben. Heute vertreibt Coop die Hälfte des schweizerischen Biomarkts und Migros etwa einen Viertel.

Im November 1986 ereignete sich in der Nähe Basels in der Schweiz eine Katastrophe, in der eine Lagerhalle mit 1350 Tonnen Agrarchemikalien in Brand geriet. Der Begriff „Schweizerhalle“ ist daher bis heute weit bekannt für diesen Zwischenfall.

Nachdem der Brand entdeckt wurde, vergingen fast vier Stunden, bis die Bevölkerung per Sirenenalarm informiert wurde. Die Verbrennungsgase, welche Richtung Basel zogen, haben eine bis heute unbekannte Zusammensetzung, wurden aber für ungiftig erklärt. Noch schwerwiegender ist die verstrichene Zeit von zwei Tagen, bis die Behörden die Wasserwerke darüber informiert haben, dass bereits 30 Tonnen giftige Pflanzenschutzmittel (Insektizide) zusammen mit dem Löschwasser in den Rhein gelangten und die Wasserwerke daher schon längst passiert haben. Obwohl für die in den Rhein gelangten Chemikalien eine Halbwertszeit von maximal 50 Tagen gilt, war das Leben des Flusses für mehr als ein Jahr weitgehend tot.

Trotz der verheerenden Folgen, die auch heute noch anhalten, hätte es weit schlimmer kommen können, da benachbarte Tanks mit hochgiftigen Gasen vom Brand verschont wurden.

Diese Katastrophe war ein Hinweis darauf, dass die Entwicklung der Agrarwirtschaft nicht nur Gefahren birgt, sondern dass diese auch nicht abgeschätzt und kontrolliert werden können.

Persönliche Erfahrungen auf dem Areal der Schweizerhalle haben gezeigt, dass es selbst für Laien ein Leichtes wäre, mutwillig neue Katastrophen auslösen zu können, die ein wesentlich dramatischeres Ausmass annehmen könnten.

Die Formen der Schweizer Landwirtschaft

Konventionell

Die Schweiz verpflichtet sich seit 1997 in der Bundesverfassung, die Landwirtschaft zu fördern und zu unterstützen. Konkret bedeutet das unter anderem, dass er die Landwirte finanziell mit Direktzahlungen unterstützen muss. Doch damit ein landwirtschaftlicher Betrieb finanzielle Leistungen erhält, muss er einen ökologischen Leistungsnachweis erbringen. Dieser hat das Ziel, die Landwirtschaft in eine besonders tier- und umweltfreundliche Richtung zu steuern, was ebenfalls Teil des entsprechenden Artikels in der Bundesverfassung ist. Das klingt erst einmal vielversprechend, doch es geht hier nicht nur um die biologische Landwirtschaft, sondern um die Landwirtschaft generell – also auch um die Konventionelle (auch „normale“ Landwirtschaft genannt).

In der konventionellen Landwirtschaft (bzw. in der Landwirtschaft generell) schreiben die Schweiz und die EU Richtlinien vor. Ebenso gelten differenzierte gesetzliche Richtlinien für den Bio-Landbau. Es ist daher nicht möglich, Produkte falsch zu deklarieren, da diverse Begriffe wie zum Beispiel „Bio“ im Gesetz verankert sind.

Im Gemüseanbau unterscheidet sich ein konventioneller Betrieb im Wesentlichsten an der Anbau-Art. Das Gemüse vieler konventioneller Betriebe wird nicht mehr auf Ackerland angebaut: Setzlinge wachsen in kleinen Töpfen heran, die Platz für das Minimum an Erde bieten. Die notwendigen Nährstoffe werden dann mittels Leitungen an die Wurzeln herangeführt. Das Ganze findet entweder im Inneren statt oder unter (meist biologisch abbaubaren) Folien statt, damit die Anlagen vor Witterung und Schädlingen geschützt sind. Vorteil dieser Methode ist der reduzierte Bedarf an Spritzmitteln. Der Anbau auf Ackerland hingegen erfordert den grossflächigen Einsatz von Pestiziden und Herbiziden, damit Witterung und Schädlinge keinen oder keinen grossen Einfluss auf die Ernte haben.

Die konventionelle Landwirtschaft unterliegt zwar strengen Regulierungen was den Einsatz chemischer Stoffe betrifft, jedoch ist die Verwendung der zugelassenen Stoffe generell erlaubt und gängig. Der Zeitaufwand reduziert sich dadurch enorm.

Zugelassen sind auch Stoffe wie das zur Zeit umstrittene Glyphosat, das gemäss Weltgesundheitsorganisation WHO als wahrscheinlich krebserregend eingestuft wird. Einerseits sind gesundheitliche Folgen einzelner Stoffe nicht abschliessend geklärt oder umstritten, andererseits ist aber insbesondere nicht bekannt, wie sich die Einnahme mehrerer Stoffe auf die Gesundheit auswirkt.

Gemäss dem schweizerischen landwirtschaftlichen Informationsdienst konnte der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel in den letzten zehn Jahren um über 50% gesenkt werden. Weiter soll auch die Forschung technischer Hilfsmittel stetig vorangehen, die die Verwendung chemischer Stoffe reduzieren sollen.

Bio-Landbau

In der Schweiz begegnet man immer wieder der Bio Suisse-Knospe. Ein Zusammenschluss aus vielen Organisationen, die sich mit der ökologischen Landwirtschaft beschäftigen. Gemäss eigener Aussage steht die Wirtschaft im Einklang mit der Natur im Vordergrund. Auf das Tierwohl wird geachtet, jedoch auch auf den Warentransport, schonenden Anbau und schonende Herstellung, Rückverfolgbarkeit der Produktions- und Transportprozesse und einiges mehr. Ausserdem soll Bio Suisse rund 1 Million Franken in Forschung investieren.

Rund 12% der schweizerischen Landwirtschaft wird nach biologischen Standards betrieben. In den letzten Jahren hat die Produktion und der Bedarf biologisch hergestellter Produkte stetig zugenommen. Im Jahr 2018 melden aber erste Detailhändler einen ersten Rückgang der Nachfrage.

Im Bio-Landbau ist der Boden nachweislich viel fruchtbarer als in konventionellen Betrieben und der Einsatz von chemischen Pflanzenschutz- oder anderen Mitteln ist verboten. Unkräuter werden nach ausreichendem Wachstum abgeflammt und Schädlingen wird entgegengewirkt, indem Nützlinge gezielt ausgesetzt werden. Konkret bedeutet das, dass Tiere, welche den Anbau gefährden, von anderen Tieren gefressen werden, bevor sie Schaden anrichten können.

Auch Bio-Bauern setzen Spritzmittel ein, da chemische Stoffe aber verboten sind, werden ausschliesslich organische Mittel verwendet, die jedoch nicht witterungsbeständig sind und daher mehrmaligen Einsatz erfordern. Obwohl in der biologischen Landwirtschaft gänzlich auf chemische Spritzmittel verzichtet wird, können diese im Urin weiterhin festgestellt werden. Bisher ist unbekannt, weshalb das ist.

Im Handel unterscheidet sich Bio durch den rund 50% höheren Verkaufspreis. Das betrifft hauptsächlich Bio-Labels mit hohem Standard, wie etwa die Knospe. Wer Bio nach gesetzlichen Mindestvorschriften produziert, kann Preisdifferenzen auch entgegenwirken. In der Schweiz erhalten Bio-Bauern rund 50% des Einstandspreises. Die Detailhändler berechnen auf Bio-Produkten jedoch eine hohe Marge, was ebenfalls massgeblich zu höheren Preisen beiträgt.

Manche Produkte werden auch kritisch betrachtet. So etwa UHT-Milch (H-Milch) oder nicht saisonale Produkte. Da Bio-Produkte weiterhin einen kleinen Teil des Gesamtsortiments ausmachen, wird versucht, das Sortiment mit solchen Produkten attraktiver zu machen.

Geschmacklich ist in der Rohkost Bio nicht von konventionell zu unterscheiden, da geschmackliche Veränderungen von vielen Faktoren abhängig sind. In verarbeiteten Produkten wie Säften oder Joghurts kann jedoch schnell ein Unterschied festgestellt werden. Auch hier ist es jedoch Label-Abhängig, wie der Einsatz von Zusatzstoffen gehandhabt wird. Zwar dürfen nach Bio-Richtlinien nur natürliche Stoffe eingesetzt werden (etwa als Farb- oder Geschmacksstoff), jedoch beschreibt der Begriff „natürlich“ lediglich, dass der Stoff in der Natur vorkommend sein muss. Allerdings schreibt er nicht vor, dass der Stoff nicht künstlich hergestellt werden darf.

Wer auf intensive Recherche verzichten will, kann auf Empfehlung landwirtschaftlicher Verbände vertrauen oder bezieht seine Produkte bei nahegelegenen Bauern oder Hofläden.

Auch die Tierhaltung wird strenger geregelt. Im Gegensatz zur konventionellen Haltung sind Bio-Bauern verpflichtet, Kühen und Schweinen ausreichenden Auslauf ins Freie zu gewähren und alle Liegeflächen mit Stroh einzustreuen. Ausserdem ist die Anzahl maximal zu haltender Tiere pro Herde kleiner. Da die Tierhaltung biologischer Landwirte aber 30-50% mehr Aufwand bedeutet, werden heute lediglich 2% der schweizweiten Schweineherden so gehalten. Ähnlich tief sehen auch die Werte anderer Nutztiere aus.

Biologisch-dynamische Landwirtschaft: Demeter

Die biologisch-dynamische Landwirtschaft geht zurück auf Rudolf Steiner, der sein Prinzip 1924 in Deutschland vorgestellt hat. Er wollte die Natur vor der Industrialisierung bewahren. Seit 1932 ist der Begriff „Demeter“ in Deutschland geschützt, wurde im Gesetz aber nicht verankert. Er bezeichnet die ganzheitliche Sicht natürlicher Einwirkungen auf das Wachstum der Pflanze, Nützlingen und die Pflege des Ackerlands. Der Anbau ist sehr spirituell geprägt, indem beispielsweise Rituale oder Sternenkonstellationen eine Rolle spielen.

Auf Demeter-Höfen werden immer Tiere gehalten. Sie tragen dazu bei, dass der Stoffkreislauf stetig geschlossen wird. Im Gegensatz zu anderen Haltungsformen soll die Haltung allerdings wesensgerecht sein. Tiere von Demeter-Höfen erhalten ihre vollständige Würde. Sie werden nicht enthornt und werden mit biologisch angebautem Gras und Heu gefüttert, das zu mindestens 80% aus der hofeigenen Produktion stammt. Bei Erkrankungen wird weitgehend mit alternativer Medizin behandelt und sie können sich frei und wesensgerecht verhalten. Gemäss Demeter Schweiz haben diese Tiere eine längere Lebenszeit.

Die Verarbeitung von Lebensmitteln nach Demeter-Standard ist auch gegenüber Bio-Produkten sehr streng. Beispielsweise ist bei Milchprodukten eine UHT-Behanldung, Homogenisierung oder Sterilisation nicht erlaubt. Salz enthält weder Jod noch Fluor und bei der Produktion von Joghurts werden nur wenige Hilfsstoffe zugelassen.

Gentechnologie

Mit Gentechnik werden molekulare Signalstrukturen analysiert und gezielt verändert, die dann in einen Organismus derselben oder einer anderen Art eingeführt wird. Die in den 1970er Jahren begonnene Entwicklung lässt eine Genmanipulation auch über Artenschranken hinweg zu, die beispielsweise verhindert, dass sich völlig unterschiedliche Arten nicht paaren und fortpflanzen können.

Neben der Landwirtschaft und die Nahrungsmittelproduktion wird Gentechnik hauptsächlich in der Medizin verwendet. In der Schweiz und der EU ist der Verkauf von genmanipulierten Lebensmitteln nicht erlaubt. Möglicherweise könnten sich in der Zukunft aber auch hier entsprechende Lebensmittel durchsetzen, da die Wissenschaft einen wesentlichen Unterschied macht, ob Genmanipulation mit artenfremden Genen oder ohne stattfindet. Letzteres ist in der Schweiz theoretisch nicht verboten. Bis Ende 2018 soll der Bundesrat aber weitere Entscheidungen zu diesem Thema treffen. Da das Potenzial genmanipulierter Pflanzen aus finanzieller Sicht enorm ist, wird nach einem Ausweg gesucht. Neue Formen der Genmanipulation werden im Gegensatz zu früheren Methoden als harmlos und risikofrei deklariert. Es ändert sich allerdings nichts an der Tatsache, dass es sich um Genmanipulation handelt.

Genmanipulierte Pflanzen werden entwickelt, um resistent gegen Schädlinge zu sein. Einerseits sondern einige Arten von selbst Gifte ab, die Schädlinge bekämpfen, andererseits sind sie aber auch resistent gegen Pestizide, die für die Schädlingsbekämpfung sorgen. Das bedeutet, dass ein bestimmtes Saatgut zu einem bestimmten Pestizid gehören kann, welches dann gemeinsam vom selben Konzern verkauft werden kann.

Die Anpassungsfähigkeit der Natur wird aber unterschätzt. Es gehört zum natürlichen Kreislauf, dass sich Schädlinge wie alle anderen Tierarten entwickeln und überleben. Also passen sich auch diese mit der Zeit an, was kontinuierlich stärkere Abwehrstoffe/ Pestizide erfordert.

In den USA, Argentinien und Brasilien werden über 80% des weltweiten Anbaus genmanipulierter Produkte eingesetzt. Das Gesamte genmanipulierte Erbgut gehört einer Hand voll der grössten Agrochemie-Konzerne der Welt. Eine unvorstellbare grosse Macht, die Bauern in eine Abhängigkeit treibt, da das Saatgut regelmässig neu bei diesen Konzernen zugekauft werden muss und nicht einmal zu höherer Erträge führt.

Eine weitere Gefahr ist die Verbreitung der manipulierten Arten. In der Natur verbreiten sich Arten rasant, da sie nicht wie im Labor kontrolliert werden können. Somit vermischen sich Eigenschaften genmanipulierter Sorten auch mit anderen, natürlichen Sorten.

Das die Auswirkungen auf Umwelt und Körper einerseits fatal sind und andererseits noch völlig unbekannt ist derzeit noch Grund genug für die EU, entsprechende Methoden zu verbieten. Es bleibt aber die wage Vermutung, dass sich das in einigen Jahrzehnten auch noch ändern könnte.

Die Labels

Bio Suisse, Naturaplan, Migros Bio

Der WWF empfiehlt in der Schweiz die gängigsten Bio-Labels, die hauptsächlich in Coop- und Migros-Filialen zu finden sind. Die Bio-Knospe als ältestes Label wird allgemein als hochwertigster Standard bezeichnet. Dazu gehören auch die Produkte aus dem Coop-Naturaplan-Sortiment, welche mit der Knospe versehen sind. Auch die Migros BIO-Produkte erfüllen die Richtlinien von Bio Suisse, stützt sich im punkto Importe aber auf die weniger strengen Richtlinien der EU-Bioverordnung.

Weniger empfehlenswert sind Labels BIOTREND, NATUR aktiv, bio natur plus, etc., die in Discountern wie Aldi, Lidl oder Spar erhältlich sind. Zwar übertreffen die meisten dieser Labels die gesetzlich vorgeschriebenen Minimalanforderungen, doch sie orientieren sich nicht wie bei den Labels von Migros und Coop an einem einheitlichen Standard.

Die EU-Bioverordnung

Die Bio-Siegel der EU stellen lediglich Mindestanforderung an EU-Bauern, die im Gegensatz zu schweizerischen Mindestanforderungen nicht auf Bereiche wie Bewässerung, Biodiversität, Klima und Soziales achtet und daher schlechter abschneidet. Ein wesentlicher Unterschied zu schweizerischen Verordnungen besteht auch darin, dass bei EU-Bauern lediglich bestimmte Sektoren eines landwirtschaftlichen Betriebs den Bio-Richtlinien entsprechen müssen. In der Schweiz muss der gesamte Betrieb Bio-Richtlinien entsprechen.

Quellen